Auch heute möchte ich Ihnen eine persönliche Einschätzung der Lage an den Finanzmärkten geben.
Weiterhin überschlagen sich die Nachrichten über die Ausbreitung des Corona-Virus, die durch die hohe Anzahl an Informationskanälen eine hohe Dramaturgie bekommen. Parallel mischen sich immer mehr unsinnige und angsteinflößende Meldungen hinzu.
Klar ist, dass sich Europa und andere Nationen in der Einschätzung der Situation insofern einig sind, als das das Corona-Virus mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Klar ist auch, dass alle informiert werden müssen, was jetzt zu tun ist und dass sich möglichst viele Menschen an die Vorgaben der Regierung und dem Robert-Koch-Institut halten sollten.
Besonders in Deutschland tuen Institutionen und Unternehmen alles dafür, die Auswirkungen der Corona-Krise möglichst gering zu halten. Dies gilt auch für viele unserer europäischen Partner. Manche halten mehr Maßnahmen für sinnvoller als andere. Dies ist der aktuell sehr dynamischen Entwicklung geschuldet.
Das auf politischer Ebene der Handlungswille hoch ist, ist eine gute Nachricht. Ministerpräsident Markus Söder sagte am Montag: „Wir lassen niemanden allein“.
Das Corona-Virus wird uns jedoch noch viele Monate, ja vielleicht sogar Jahre beschäftigen. Dies ist aus medizinischer Sicht das wahrscheinlichste Szenario. Wenn die Gesundheitssysteme die schwer erkrankten Menschen behandeln können, ist ein erstes großes Ziel erreicht.
Die Auswirkungen der Maßnahmen gegen das Virus auf die reale Wirtschaft sind jetzt schon sichtbar. Welche Folgen daraus mittel bis langfristig entstehen können sind unklar.
Die Kapitalmärkte nehmen eine sich stark eintrübende Weltwirtschaft vorweg und gaben am Montag und die ganze Woche überwieder nach. Im Ergebnis können wir davon ausgehen, dass sich die wirtschaftlichen Kennzahlen ähnlich wie in China deutlich eintrüben.
Die Börsen werden sich in den nächsten Wochen, getrieben durch Angst und Zuversicht, nach unten und oben bewegen, je nach aktueller Nachrichtenlage.
Vielen Expertenmeinungen zufolge ist jedoch die zu erwartende Rezession in der Wirtschaft wesentlich geringer als das, was sich gerade in der Entwicklung der Börsenkurse widerspiegelt. Diese starken Ausschläge sind wohl eher auf Schockwellen in der Bevölkerung zurückzuführen. Auch automatische Handelssysteme (man spricht hier von technischen Reaktionen durch Computerprogramme die automatisierte Verkäufe starten sobald bestimmt Verluste erreicht sind) sind definitiv ein Grund dafür. Dies ist aus unserer Sicht auch gerade daran erkennbar, dass Alles verkauft wird, also ganz undifferenziert.
Es ist verständlich und gut nachvollziehbar, dass diese starken Schwankungen verunsichern. Jedoch gilt für Investitionen am Kapitalmarkt grundsätzlich die Maxime, Schwankungen einzuplanen, da diese immer auftreten können und auch auftreten werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Investments einen am Ziel orientierten Anlagehorizont ausgerichtet sind und damit auch Schwankungen, wie wir sie gerade erleben, ausgesessen werden können. Die Ausrichtung an Zielen ist ein wesentlicher Teil des MLP Vermögensmanagements.
Natürlich stellt sich der ein oder andere Anleger die Frage, ob die Bewertungsniveaus wie wir sie Anfang des Jahres sehen konnten, wieder erreicht werden können.
Die weltweite Pandemie wird irgendwann wieder vorbei sein. Die Finanzmärkte werden dieses Thema nicht über Jahre hinaus beschäftigen. D.h. für Anleger mit entsprechend langen Anlagehorizonten stellt dies eine Chance für die ersten Investitionen oder auch Nachinvestitionen dar.
Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob man doch nicht besser aus Aktienmärkten geht und alles oder zumindest Teile verkauft. Dies Frage beantworten die Vermögensverwalter der Fonds in den aktiv gemanagten Depots tag täglich. Hier findet gerade dieses ständige Neubewertungen statt, indem gekauft und verkauft wird.
Da jedoch gerade alle Assetklassen von Aktien über Gold bis hin zu Rohstoffen Abschläge verbucht haben, werden auch die aktiv gemanagten Fonds Rückgänge hinnehmen müssen. Hier wird sich jedoch in Zukunft die Qualität des Managements und die Qualität der in den Depots befindlichen Unternehmen durchsetzen und es werden entsprechende Erholungen zu erkennen sein.
Am Kapitalmarkt findet derzeit ein Generalausverkauf statt. Hierdurch ergeben sich Chancen gute und sehr gute Unternehmen zu erheblich günstigeren (d.h. unterbewerteten) Preisen zu kaufen. Die Selektion dieser Unternehmen ist z.B. eine Aufgabe der Fondsmanager.
Man hüte sich jedoch davor zu glauben, man könne stets billigst kaufen und am Peak verkaufen. Der Wunsch vieler Investoren, rechtzeitig teuer zu verkaufen und dann wieder, wenn es billig ist einzusteigen, funktioniert meist nicht, da keiner die Zukunft vorhersagen kann. Was heute noch als günstig erscheint kann morgen schon wieder zu teuer sein. Hektisches „Rein“ und „Raus“ sollte daher vermieden werden. Es gilt der Satz: „Hin und her, Taschen leer“.
In 10-14 Tagen werden wir sehen welchen Erfolg die gemeinsamen Anstrengungen der Europäer das Virus einzudämmen haben werden. Dies ist auch ungefähr der Zeitraum, den die Amerikaner Stand heute hinter unserer Infektionskette hinterherhinken. D.h. die Amerikaner werden erst in ca. 14 Tagen mit deutlich steigenden Infektionszahlen und extrem zunehmenden Belastungen für ihre Gesundheitseinrichtungen konfrontiert werden. Gut möglich, dass es dann zu einer weiteren Schockwelle an den Börsen kommt. Es ist eben gerade das Tückische an Infektionskrankheiten mit längerer Inkubationszeit, dass die heute ausgewiesenen Infektionsfälle nur die Ansteckungen von vor ca. 2 Wochen darstellen.
Im Ergebnis kann gesagt werden, dass erst die Gesundheitskrise gelöst sein muss, bevor Geld- und Fiskalpolitik Wirksamkeit zeigen kann. Dann wird es zu einer starken Aufholjagd der Wirtschaft kommen können. In einigen Jahren werden wir gemeinsam auf einen Chart sehen und uns überlegen, wie wir die Chancen aus dieser Situation genutzt haben.
Bitte denken sie daran, ich vergesse nicht die vielen Probleme und Sorgen der Menschen. Auch das Leid, dass daraus entstehen wird, ist mir wohl bewusst. Ich hoffe weiterhin, dass möglichst viele Menschen gesund und unbeschadet durch diese Situation kommen. Zu meinen Aufgaben gehört es jedoch, auch Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, auch in schwierigen Zeiten.
*rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag stellt die persönliche Meinung des Verfassers dar. Er ist keine Anlageempfehlung. Auch ist damit nicht gemeint Fonds zu kaufen, zu verkaufen oder diese zu halten. Aussagen zur Zukunft spiegeln die Ansicht und die Zukunftserwartung des Verfassers wider. Es können die tatsächlichen Ergebnisse erheblich von den Erwartungen abweichen. Dieser Blog stellt auch keine Anlageberatung dar. Vielmehr wird dringend dazu angeraten sich entsprechend beraten zu lassen. Für Richtigkeit und Vollständigkeit wird keine Gewähr übernommen. Die historische Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
*Bild vom 13.03.2020 vom Johns Hopkins University