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Von Hellsehern, operativen Managern und strategischen Beratern

In dieser kurzen Übersicht sollen die aktuellen Geschehnisse möglichst aus der Helikopterperspektive betrachtet werden. Diese Perspektive wird durchgängig versucht zu halten, denn erst mit Abstand wird in dem Tumult täglicher Videos, WhatsApp Nachrichten und der 82 Millionen Gesundheitsminister, die wir nun alle sind, der Blick halbwegs klar.

Sprechen wir es aus: Wir haben eine Weltwirtschaftskrise.
Anders als in 2008 bis 2009 kommt diese nicht aus der Bankenwelt, sondern basiert auf einem exogenen Schock den die Politik – vermutlich erstmalig in der Geschichte der Menschheit – bewusst und vermutlich in bester Absicht herbeigeführt hat.

Das Besondere: Gesundheitspolitik geht vor der Wirtschaftspolitik
Aktuell und vielleicht historisch erstmalig, kommt die Volksgesundheit vor der Wirtschaftspolitik. Seit nunmehr 2-3 Wochen meldet sich die Wirtschaftspolitik mit zunehmend lauter Stimme. Es wird offensichtlich, dass Insolvenzen nicht aufgehalten und auch nicht unbegrenzt aufgefangen werden können, wenn der shut down zu lange dauert. Anders als 2008 bis 2009, als das Vertrauen durch die staatlichen Maßnahmen zurückkehrte, haben die Akteure am Markt derzeit noch kein Vertrauen gefasst. Daher die hohe Volatilität an den Märkten, die uns noch eine Weile beschäftigen wird.
Während bisher immer die Wirtschaftspolitik das Fundament war auf dem die Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und in der Folge die Anlagen fußten, steht jetzt die Gesundheitspolitik an vorderster Stelle.

Haben wir nun ein Problem?
Der Fall der Börsen in dieser Situation ist normal und wenig überraschend. Die Börsen sind also nicht das Thema. Wir haben ein volkswirtschaftliches Problem. Wie und wann sich diese erholt, hängt momentan noch allein von der Gesundheitspolitik ab. Der Bedarf an Gütern ist da und die Firmen sind da, die diesen decken können.
Um den Schaden zu begrenzen, wird über eine fast einheitliche Wirtschaftspolitik von den Staaten den einzelnen Volkswirtschaften Liquidität in nie dagewesener Höhe zur Verfügung gestellt. Einige Firmen werden nicht überleben und es wird uns noch überraschen, welche das sind. Aber ganze Branchen werden nicht verschwinden, sondern es wird Gewinner und Verlierer geben. Das jetzige Problem ist – und darüber sollte Sie keiner der aktuellen Wahrsager hinwegtäuschen – ein reines Liquiditätsproblem.

Hochphase der Hellseher
„Ein Hellseher ist jemand, der vorgibt die Zukunft vorhersagen zu können.“ In Zeiten großer Unsicherheit haben Hellseher immer Hochkonjunktur. Wir erhalten täglich Videos dieser Herren und Damen, die Bücher geschrieben haben über den Weltuntergang oder den nächsten Megacrash und weil sich beides nicht einstellt, werden deren Aussagen immer schriller. Hören Sie bitte genau auf die Wortwahl und Sie werden feststellen, dass diese immer unpräzise, wage und reißerisch ist. Immer wenn sie gefragt werden, was sie denn nun genau raten, kommt meist nichts mehr, oder hanebüchener Unsinn, wie „machen Sie Ihren Enkeln ein schönes Geschenk“. Lassen Sie sich bitte dadurch nicht verunsichern. Das Besondere was den derzeitigen Stars der Szene gemeinsam ist, ist deren teilweise exzellente Kenntnis der Vergangenheit. Der große Fehler, den sie alle machen, ist die Extrapolation auf nur eine einzige Zukunft. Keiner hat die Corona Krise vorhergesehen – vergessen Sie das nicht. Googeln Sie einfach mal unter „die peinlichsten Prognosen der Geschichte. Hier ein altes, daher unverfängliches Beispiel:
Sir William Preece, technischer Leiter der britischen königlichen Post, im Jahr 1879 über die Effindung der Glühbirne durch Edison: „Völlig idiotisch.“

Aktien waren überbewertet, die Volkswirtschaften sind überschuldet und die Inflation wird gewaltig?
Sätze wie den oben hören Sie nun ständig – oder nicht? Wieder ist die Definition der Worte unscharf. Aktienrenditen gingen in den letzten Jahren zurück, bzw. das Kurs Gewinn Verhältnis stieg deutlich an. „Zu teuer“ ist aber relativ und zwar relativ zu den anderen Anlageformen. Die Renditen von Immobilien sind nach Kosten auf rund 0-2% gesunken, AAA Staatsanleihen lagen bei 0% und teilweise sogar negativ. Dividendenrenditen von börsennotierten Firmen waren also mit 4-5% immer noch im gleichen Abstand wie immer. Der Begriff Inflation wird von jedem Scharlatan in den Mund genommen, aber man unterscheidet nicht zwischen Warenkorbinflation und Asset Price Inflation (Vermögensinflation). Das Steigen der Immobilienpreise und der Kurs-Gewinnverhältnisse von Aktien sowie von Anleihen war schon eine spürbare „Inflation“. Das haben wir seit über 12 Jahren. Die Warenkorbinflation wie die EZB sie als Marke sieht, war etwas zu gering, teilweise getrieben durch billige Rohstoffpreise. Es fällt auch mir schwer „emotional nachzuvollziehen“, aber es ist rational nun einmal so, dass eine Volkswirtschaft über die Zentralbank Geld schaffen und sich deshalb rein technisch gesehen in der eigenen Währung beliebig verschulden kann. Solange Produktionskapazitäten in hohem Maße vorhanden sind, d.h. solange das Produktangebot höher ist als die Nachfrage und der Wettbewerb funktioniert, wird es keine hohe Warenkorbinflation geben. Volkswirtschaftler mögen mir verzeihen, wenn ich an dieser Stelle auf das Thema „importierte Inflation“ nicht weiter eingehe.

Operativer Manager versus strategische Beratung
Die Zeitungen und YouTube Kanäle, Testhefte, Radio und Fernsehen sind voll von operativen Managern und Beratern. Deren Aufgabe besteht darin, Tagesschnäppchen zu ergattern, die Zukunft auf Tages- oder manchmal Stundensicht vorhersagen zu können oder zu wollen. Und alle haben eines gemeinsam: Sie haben nichts aber auch gar nichts mit Ihnen als Anleger zu tun, kennen Sie nicht und haben keinen Einblick in Ihr Gesamtportfolio. Daher kann es da keine strategische Beratung geben, genauso wenig wie beim Onlinedepot.
Ein strategischer Berater hingegen, kennt Sie als Person so gut es geht, kennt Ihren Status Quo möglichst perfekt und kann jede Anlage in Ihr Gesamtportfolio einordnen.

Bild 1: Aufteilung des Gesamtportfolios eines Anlegers an einem frei gewählten Beispiel. Würde bei dieser Familie der Aktienanteil um satte 30% einbrechen, so würde dies das Gesamtportfolio um nur rund 9% verändern.

Der strategische Berater muss in Krisenzeiten den „Blick auf das Ende des Tunnels richten“. Die Volkswirtschaften werden sich erholen und die Firmen werden sich erholen. Ob das dieselben Firmen sein werden, wie wir sie jetzt kennen, das wird sich zeigen. Daher wäre ich mit der Auswahl von Einzeltiteln sehr vorsichtig. Fragen Sie mich dazu bitte nicht – ich kann da keinen Tipp geben, ohne mich selbst zum Hellseher zu machen.

Wann ist der Boden erreicht und wann kann ich wieder investieren?
Ein operativer Manager würde vermutlich folgendes sagen: „In den letzten beiden Krisen landeten die Aktienwerte im Mittel bei etwa dem Buchwert der Firmen. Also wenn die Gewinne weg sind, blieb noch das übrig, was bei den Firmen in den Büchern stand, der Substanzwert. Der lag 2002 bei rund 2.500 Punkten beim DAX, 2008 auf 2009 bei rund 4.000 Punkten und heute bei rund 8.000 Punkten. Da waren wir jetzt schon fast. Ein Gesetz ist das nicht, aber es gibt einen Hinweis, wo der Boden sein könnte.“
Der strategische Berater sagt: „Es ist egal wo der Boden ist.“ Diese Frage ist irrelevant. Wenn ich grundsätzlich investiert sein möchte, wenn ich darin Vertrauen habe, dass allein das wirtschaftliche Schaffen zu materiellen Werten führt, dann ist jeder Tag ein guter Tag. Ich darf nur kein Liquiditätsproblem zulassen. D.h. Geld für ungeplante Ausgaben benötigen. Sie verzeihen mir, dass ich hier nur von materiellen und nicht ideellen Werten spreche, denn das ist ein anderes Thema (Googeln Sie dazu Maslowsche Pyramide).
„Alles bricht zusammen“, „Das System kollabiert“, „Geld ist nichts mehr wert“. Hinterfragen Sie die Scharlatane, was mit „Alles“ gemeint ist mit „System“ und welches „Geld“ sie meinen, den Euro, den Dollar, den Schweizer Franken, den Renminbi oder meinetwegen den Bitcoin. Sie werden sehen, es wird schnell still.
Nur das menschliche Schaffen hat Werte im Sinne der heutigen Wirtschaft zur Folge. Geld, Immobilien, Land, Gold, Rohstoffe – das ist alles nichts wert, wenn man keinen Betrieb hat, der damit etwas erarbeiten kann, das wir Menschen zum Leben benötigen. Da wir aber weiterleben wollen und werden, wird es also immer Firmen geben und Sie können sich an denen beteiligen. So einfach ist das und da muss man nicht einmal eine Glaskugel haben.
Wie schnell eine Erholung des Kapitalmarktes dauern wird, kann niemand seriös sagen. Aber es kann schneller gehen, als wir denken, wenn die ersten guten Nachrichten erst einmal auftauchen. Stellen Sie sich bis dahin noch auf viel Volatilität ein. Der Schaden an der Wirtschaft ist derzeit noch nicht zu beziffern.

Vom hilflosen Opfer zum Handelnden werden
Wenn Sie bisher vorausschauend gehandelt haben, dann haben sie mehr oder weniger die Struktur in dem Schaubild unten. Also Liquidität für den kurzfristigen Bedarf, mittelfristige eher defensive vermögensverwaltende Konzepte und deutlich volatilere langfristige Konzepte.

Bild 2: Sie teilen Ihr Vermögen in Zeitabschnitte auf und ordnen diese Ihrem Bedarf zu. Damit sind Sie immer liquide und sind in Krisen handlungsfähig.

Solche Krisen verliefen bisher in 3 Phasen:
Phase 1: Gewaltig hohe Anzahl von Käufen und Verkäufen an den Börsen (hohe Umsätze), hohe Volatilität, Nervosität der Anleger. In dieser Phase sind wir jetzt.
Phase 2: Umsätze werden geringer, weniger verkaufen und kaufen. Man wartet ab. So wollte 2002/2003 den DAX bei 2.500 Punkten kaum einer kaufen, weil es Behauptungen gab, er würde noch auf 1.500 fallen.
Phase 3: Schneller Anstieg bei bei positiven Nachrichten und weiterhin noch geringen Umsätzen. Die Börsen erholen sich in der Regel bevor es die Wirtschaft tut.

Wie können Sie sich innerhalb Ihrer grundsätzlich strategischen Ausrichtung taktisch verhalten?
Nehmen wir an Sie sind der Meinung, die Krise gehe noch 2 Jahre?
Dann investieren Sie über die nächsten 12 Monate. Warum? Wie oben als These aufgestellt, erholen sich die Börsen schneller als die Wirtschaft. Nachkauf sollte immer in kürzeren Zeiten erfolgen, als man glaubt, dass die Krise dauern könnte. Glauben Sie, es dauert länger, passen Sie die Zeit an. Dies kann man mit monatlichen Raten tun, auch wenn Sie jetzt vorhandenes Kapital haben.
Möchten Sie z.B. in 3 Tranchen investieren, dann investieren Sie die erste jetzt, die zweite in Phase 2 und die dritte nie. Damit bleiben Sie handlungsfähig, und fühlen sich aus psychologischer Sicht nicht als Opfer, das sich nicht mehr wehren kann.

Fazit:
Wir haben derzeit kein fundamentales weltwirtschaftliches Problem, sondern ein Liquiditätsproblem der Wirtschaft. 2008 hatten wir eine Vertrauenskrise der Banken untereinander, was die Kreisläufe lahmlegte. Die jetzige Situation ist einerseits logistisch schwieriger zu lösen, weil das Vertrauen zwar untereinander da ist, aber die produzierende Wirtschaft als Kollateralschaden lahmgelegt wurde.
Andererseits ist aber der Bedarf im Sinne einer wirtschaftlichen Nachfrage da. Die großen Firmen sind weit besser kapitalisiert als 2008. Sobald der shut down gelockert werden kann, ist eine gesteigerte Nachfrage fast unvermeidlich. Mit Nachholeffekten ist zu rechnen.
Also keine Zeit für schwache Nerven aber bei Weitem kein Weltuntergangsszenario.
Falls Ihre Nerven doch schwach werden sollten, melden Sie sich auf jeden Fall bei mir. Haben Sie starke Nerven und sehen diese Situation als eine große Chance Ihre Strategie zu überdenken melden Sie sich.
Rechtlicher Hinweis: Das Folgende ist keine offizielle Stellungnahme von MLP oder einer der Töchterfirmen, sondern lediglich eine Meinung von mir, die ich in vielen Jahren mit Ihnen vertreten habe und hier noch einmal untermauere. Es hat daher keinen Rechtsanspruch korrekt zu sein und ist stark verkürzt dargestellt.

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